13.11.2020

Rede zum Volkstrauertag

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

am kommenden Sonntag, dem 15. November 2020, ist Volkstrauertag. In ganz Deutschland hängen deshalb an öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast. Dieser stille Feiertag erinnert an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Ein Thema, das leider immer noch sehr aktuell ist, wie in vielen Regionen der Welt zu sehen ist.

In diesem Jahr, wo wir sozusagen Krieg gegen das Corona-Virus führen, wir keine Gedenkfeier mit musikalischer Begleitung an den Ehrenmalen unserer Gemeinde und den einzelnen Ortsteilen halten dürfen, möchte ich Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, heute in dieser Form zum Innehalten aufrufen.

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Erinnerung und ein Tag der Trauer.

Wir wollen und müssen aussprechen, was uns allen hier in unserem Land und den allermeisten Menschen in der Welt das höchste Anliegen ist. Es geht um die Sehnsucht nach Frieden, Freiheit, Menschenrechten und Versöhnung.

Kriegerische Auseinandersetzungen gehören nicht der Vergangenheit an. Es scheint, als ob die Mahnung „Aus der Vergangenheit lernen“ im Nichts verhallen würde. Jeder Staatsmann weiß, wie viel Not und Schrecken ein Krieg über die betroffenen Völker bringt, und doch wird immer noch Krieg als Mittel für Konfliktlösungen betrachtet und immer wieder eingesetzt.

Der Tod von Soldaten und der Zivilbevölkerung wird in Kauf genommen. Das Leben von Menschen wird geopfert für das Streben von Machthabern, für die nur die Kategorien Sieg oder Niederlage zu existieren scheinen.

Den Überlebenden bleiben nur Trauer und Schmerz. Das gilt auch für unser Volk, selbst wenn es jetzt die längste Friedensphase in seiner Geschichte erleben darf. Wir können und dürfen aber nicht vergessen, wie viel Leid für die Welt – und für das deutsche Volk selbst – gerade von deutschem Boden ausgegangen ist. Diese historische Tatsache bedeutet für uns eine große Verantwortung.

Weil Erinnerungen verblassen und immer weniger Menschen unter uns sind, die das Grauen zweier Weltkriege und die Grausamkeiten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bewusst erleben und erleiden mussten, müssen wir immer wieder aufs Neue an den Gräbern unserer Toten an diese Schrecken für die Menschheit erinnern. Denn wer sich das Vergangene nicht bewusst macht, läuft Gefahr, die Schrecken zu wiederholen.

In Schaafheim gedenken wir besonders 68 Gefallenen im Ersten Weltkrieg und 174 Gefallenen und Vermissten im Zweiten Weltkrieg. Darunter sind 54 Gefallene oder Vermisste, deren Angehörige im Krieg ausgebombt oder nach dem Krieg geflüchtet und aus ihrer Heimat vertrieben waren.

Damit die Hinterbliebenen einen Platz hatten, wo sie ihre Trauer hintragen konnten, wurde bereits zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges der Ehrenhain neben der Ev. Kirche angelegt. Jeder gefallene Soldat bekam zum Gedenken ein Steinkreuz mit seinen Daten gesetzt. Vereine ließen hier auch für ihre gefallenen Mitglieder Gedenksteine aufstellen.

Vor einigen Jahren ermöglichte die Gemeinde Schaafheim die Aufarbeitung der Gedenktafeln. Den politisch Verantwortlichen unserer Kommune war und ist es ganz wichtig, das ehrende Gedenken für die Zukunft zu bewahren.

Auch die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Elsbeth und Werner Kreh sowie Michael Sauerwein sammelten in den vergangenen Jahren Daten und Fotos der gefallenen Soldaten und erstellten für jeden Einzelnen ein Datenblatt. Ich danke den Eheleuten Elsbeth und Werner Kreh sowie Michael Sauerwein ganz herzlich für ihr Engagement.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, nehmen wir die Geschehnisse in der Geschichte und den Volkstrauertag als Mahnung zu Frieden, Freiheit und Völkerverständigung. Halten wir uns stets vor Augen, dass auch aus kleinsten Anfängen eine Lawine entstehen kann, die durch die Dynamik nur schwer beeinflussbar sein wird.

Nur wenn alle der Versuchung widerstehen, Krieg und Gewalt als Mittel zur Lösung von Interessengegensätzen zu betrachten, werden wir einen Weg beschreiten können, der zur Hoffnung berechtigt.

Humanität ist unsere größte Stärke – nicht Waffengewalt und Hass!

Frieden und Mitmenschlichkeit ist unser höchstes Gut. Sich für dieses Ziel einzusetzen, muss all unsere Kraft gelten. Hier und überall auf der Welt.

Dies wollen wir im Gedächtnis und im Herzen bewahren.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit genommen haben, diese Zeilen zu lesen.

Ihr
Reinhold Hehmann
Bürgermeister

« zurück «

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.

weitere Informationen 

loading
loading